Was bringt eigentlich das Förderprogramm Digital Jetzt?

 

Vor mehr als einem Jahr startete das neue Förderprogramm „Digital Jetzt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) (siehe auch den Bericht: „Digital Jetzt – Investitionsförderung für KMU). Zeit, Zwischenbilanz zu ziehen und die Digital Jetzt-Erfahrungen einmal konkret unter die Lupe zu nehmen.

vialevo hat vielen Kunden und Partnern das Programm im letzten Jahr vorgestellt und viele von der Planung, über die Antragstellung bis zum erfolgreichen Abschluss begleitet. Exemplarisch dafür möchten wir einen Antrag mit all seinen Facetten hier einmal im Detail vorstellen. Dazu haben wir Albrecht Arenz von der Firma Dein Konfigurator zu einem Interview gebeten. Das Interview führte Dr. Michael Monka.

 

Interview mit Albrecht Arenz von der Firma „Dein Konfigurator“

 

vialevo: Herr Arenz, wir kennen uns vom Verband der mittelständischen Wirtschaft BVMW, wo wir das Förderprogramm „Digital Jetzt“ gemeinsam mit dem Regionalleiter Rhein-Sieg, Dr. Alois Kreins, vorgestellt haben. Möchten Sie sich und ihr Unternehmen einmal kurz vorstellen, bevor wir konkret zu den Eindrücken und Erfahrungen kommen.

Arenz: Ja, gerne.
Wir von Dein-Konfigurator entwickeln seid 2012 einfach und intuitiv bedienbare Konfiguratoren mit dem Schwerpunkt für den Küchen– und Möbelfachhandel. Hierzu werden Produktinformationen, Eigenschaften und Funktionen aus den unterschiedlichsten Quellen der Hersteller systematisch aufbereitet, anschaulich visualisiert – und das sowohl in 2D oder 3D. Jeder Händler kann seine individuellen Preise und Kalkulationen hinterlegen, die dann gegen über den Endkunden angezeigt werden. Der Verkäufer kann sofort eine Bestellung generieren, die dann in das ERP Programm übergeben werden kann. Alle Produktdaten werden durch uns ständig aktuell gehalten. Damit reduzieren wir Papier, erreichen eine schnelle Kommunikation der Produkte an den Point-of-Sale und verkürzen die Prozesse.

vialevo: Man kann sich also seine gewünschte Einrichtung nicht nur digital zusammenstellen, sondern aus vielen Herstellern genau das wählen und kombinieren, was man für das Beste hält?

Arenz: Genau, die VerkäuferInnen können direkt am sogenannten PoS (oder auch PC, Notebook, Tablet, Smartphone) durch modernste Touchdisplay-Technik mit den KundInnen interagieren und sie so schnell zum Wunschprodukt führen. Die Grundlogik der Konfiguratoren ist auf alle Branchen übertragbar. Die Software-Lösungen werden individuell an die jeweilige Branche samt CI angepasst, und dies für jede Verkaufsregion der Welt.

„Mein Interesse war erst nicht besonders groß, da ich mit anderen Förderprogrammen eher schlechte Erfahrungen gemacht habe.“

vialevo: Wie kann es zum Interesse am Förderprogramm „Digital Jetzt“?

Arenz: Bei unseren regelmäßigen Treffen beim BVMW habe ich das erste Mal von dem Förderprogramm erfahren – dank des Vortrags von vialevo. Ich muss zugeben, mein Interesse war erst nicht besonders groß, da ich mit anderen Förderprogrammen eher schlechte Erfahrungen gemacht habe. Die waren sehr formalistisch und letztendlich hat die ganze investierte Zeit zu keinem positiven Ergebnis geführt.

vialevo: Was war diesmal anders?

Arenz: (lacht) Die Hartnäckigkeit, mit der vialevo für diesen Ansatz geworben hat. Nein, im Ernst: Die Einstiegshürde ist sehr niedrigschwellig. Man muss sich lediglich mit einigen wenigen Daten registrieren und wartet dann auf das Ziehungsergebnis. Aber nicht nur das hat vialevo übernommen – wichtig war zudem die Vorbereitung. Konkret war das die Zusammenstellung aller wichtigen Informationen und Unterlagen für einen möglichen Antrag. Eine große Hilfe war es für mich weiterhin, dass ich mich nicht mehr in die Systematik der Antragsstellung kümmern musste.

 

Das Digital Jetzt-Auswahlverfahren: Fluch und Segen zugleich

 

vialevo: Noch mal zum Stichwort „Ziehung“: Ist „Digital Jetzt“ eine Tombola?

Arenz: In gewisser Weise schon. Da sich beim Start des Vorhabens so viele Unternehmen auf das Programm beworben haben, wurde kurzfristig ein monatliches Losverfahren ins Leben gerufen. Das bedeutet, dass man zu einem bestimmten Stichtag erfährt, ob man einen Antrag stellen darf oder nicht.

vialevo: Ist das – insgesamt betrachtet – eine gute Lösung?

Arenz: Es ist Fluch und Segen zugleich! Fluch, weil man ein in der Planung stehendes Vorhaben nicht einfach umsetzen kann. Es werden nämlich nur Projekte gefördert, die noch nicht gestartet sind.

vialevo: Und was ist der Segen an dieser Lösung?

Arenz: Wenn alle Unternehmen, die sich seit dem ersten Tag beworben haben in der gleichen Reihenfolge den Zuschlag erhalten hätten, dann wären die gesamten Mittel bereits jetzt ausgeschöpft. Durch das Losverfahren hatten wir z.B. die Möglichkeit, später einzusteigen. Wenn man so will, ist das Losverfahren gerechter – aber insgesamt weniger planbar. Auch zukünftig haben Unternehmen somit noch eine reele Chance, teilzunehmen.

„Das Förderprogramm „Digital Jetzt“ ist für diejenigen optimal, die in etwa drei bis sechs Monaten mit einem Digitalisierungsprogramm starten möchten“

vialevo: Welche Erkenntnis leiten Sie daraus ab?

Arenz: Das Förderprogramm „Digital Jetzt“ ist für diejenigen optimal, die in etwa drei bis sechs Monaten mit einem Digitalisierungsprogramm starten möchten. Sie sollten sich möglichst frühzeitig registrieren und bewerben – und sofern sie in der Ziehung nicht berücksichtigt wurden – die Bewerbung jeden Monat wiederholen, bis das Projekt real beginnt. Das klingt erst einmal ernüchternd, ist aber der beste Weg, wie wir selbst erfahren haben.

 

Die Digital Jetzt Registrierung und Angebotsaufforderung

 

vialevo: Das ist ein gutes Stichwort. Wie lange hat es denn von der ersten Registrierung bis zur Angebotsaufforderung gedauert?

Arenz: Insgesamt waren es 5 Monate. Wir haben schon nicht mehr daran geglaubt, dass die Förderung noch funktioniert. Noch zwei Monate länger – und wir wären mit unserem Digitalisierungsvorhaben ohne Unterstützung gestartet.

vialevo: Was passierte nach der Angebotsaufforderung?

Arenz: Wir hatten einen Monat Zeit, den Antrag zu stellen. Hier haben uns vialevo und Dr. Kreins vom BVMW sehr gut unterstützt. Ich muss sagen, dass ich allein keine große Lust gehabt hätte, die einzelnen Fragen im Detail zu beantworten. Diese sind zwar nicht allzu umfangreich, aber die Informationen, was genau mit spezifischen Fragen gemeint ist und wie sie sich von anderen Fragen abgrenzen, kostet einiges an Zeit, die ich als Geschäftsführer zurzeit nicht habe.

vialevo: Wie war dann die konkrete Vorgehensweise?

Arenz: Wir haben via Mail und in einzelnen Treffen vor Ort abgestimmt, wie die Fragen des Antrags auf Basis unseres Vorhabens zu beantworten sind. Ich habe unsere Situation erläutert – vialevo hat daraus die Antworten kreiert, die für den Antrag notwendig sind. Das Investitionsgerüst hat Dr. Kreins aufgestellt. Das Ganze war in drei Sitzungen erledigt.

„Letztendlich habe ich beim Förderungsträger (DLR) direkt nachgefragt. Hier war man sehr freundlich und ich habe schnell eine Antwort bekommen.“

vialevo: Und dann wurde die Förderung erteilt?

Arenz: Nicht ganz. Der Antrag musste ja noch geprüft werden. Das hat noch einen weiteren Monat gedauert – und ich war mir nicht sicher, wie lange sich der Start unseres Projektes noch verschieben wird. Letztendlich habe ich beim Förderungsträger (DLR) direkt nachgefragt. Hier war man sehr freundlich und ich habe schnell eine Antwort bekommen: Die Finanzierung eines Teils der Hardware wurde als „Basisinvestition“ eingestuft und fiel aus dem Förderungsrahmen heraus.

 

Digital Jetzt Basisinvestitionen

 

vialevo: Was bedeutete das genau? War der gesamte Antrag damit hinfällig?

Arenz: Nein, nur dieser spezielle Bereich im Rahmen des Gesamtvorhabens. Da unsere Investitionssumme deutlich über 100 Tsd. Euro lag, betraf das zudem die erwartete Förderung nicht. Diese beträgt nämlich 50 Tsd. Euro als Förderungsobergrenze.

vialevo: Können Sie das noch etwas differenzieren? Welche Investitionsteile hat Ihr Digitalisierungsvorhaben?

Arenz: Ja, gerne. Wir planen eine Digitalisierung, die im Wesentlichen drei Bereiche unseres Unternehmens betrifft: Unsere Infrastruktur, zusätzliche Software-Module im Rahmen der Entwicklung unseres Produktes und die damit verbunden Prozesse. Alle drei haben wir in den Förderantrag aufgenommen. Ein Teil der Infrastrukturmaßnahmen wurde, wie erwähnt, gestrichen.

vialevo: Was ist das Ziel dieses Digitalisierungsvorhabens?

Arenz: Durch die Corona-Pandemie sind zwei Aspekte hervorgetreten, die einerseits die Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Verfügbarkeit der notwendigen Daten des Unternehmens stark eingeschränkt haben – und andererseits die noch nicht weit genug entwickelten Prozesse in der Verwaltung und insbesondere im Vertrieb aufgezeigt haben. Das Digitalisierungsprojekt – wir haben es „Pandemieresistente Digitalisierung Entwicklung und Vertrieb“ genannt, soll das Unternehmen zukunftssicher und variabler machen.

„Ziel unseres Vorhabens ist es, möglichst den gesamten Geschäftsprozess so aufzustellen, dass der Betrieb zukünftig auch dezentral funktioniert und arbeiten kann.“

vialevo: Die Corona-Pandemie war somit auch ein wesentlicher Aspekt?

Arenz: Auf jeden Fall. Durch die dezentrale Aufstellung wird Dein-Konfigurator unabhängiger von den im letzten Jahr eingeführten Pandemierichtlinien. Wir sind dann gut aufgestellt, wenn in einer Region die Inzidenz nach unten geht und die Kunden arbeiten durften, aber in anderen Regionen nicht. Ziel unseres Vorhabens ist es, möglichst den gesamten Geschäftsprozess so aufzustellen, dass der Betrieb zukünftig auch dezentral funktioniert und arbeiten kann, wenn z.B. im Büro ein Pandemie eingetreten wäre.

vialevo: Ende letzten Jahres gab es dann das endgültige „Go“ für Digital Jetzt – wie geht es nun weiter?

 

Digital Jetzt – Projektumsetzung

 

Arenz: Wir haben jetzt ein Jahr lang Zeit das Vorhaben umzusetzen. Das ist ambitioniert, aber wir schaffen das.

vialevo: Sind Zwischenberichte zu erstellen?

Arenz: Nein, zum Glück gibt es hier keine zusätzlichen formalen Hürden. Wir müssen zum Abschluss der Umsetzung nachweisen, dass all die bei der Antragsstellung gemachten Angaben auch so eingehalten wurden. Danach wird der Förderungsbetrag ausgezahlt. Wir liegen aktuell gut im Plan.

vialevo: Vielen Dank für diese umfassende Darstellung und viel Erfolg für das gesamte Vorhaben. Falls ein Leser weitere Fragen hat, kann er Sie dann kontaktieren?

Arenz: Ja gerne, am besten schreibt man mir eine Mail.

 

 

 

 

 

 

Dr. Michael Monka

Dr. Michael Monka, vialevo

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